Historische Kartierungen von wiesen


Wiesen auf den Herzoglichen Forstkarten um 1800 (1797 - 1810) im Untersuchungsgebiet
Wiesen auf den Herzoglichen Forstkarten um 1800 (1797 - 1810) im Untersuchungsgebiet

Im Thüringer Staatsarchiv in Meiningen, dort wo der Herzog eine Kartenkammer in seiner Residenz führen ließ, befinden sich noch heute die Originale der um 1800 kartierten Forstkarten. Die digitalisierten Reproduktionen können mit einfachen Mitteln georeferenziert (eingepasst) werden und bieten so einen Blick in die Vergangenheit. Die längst verschwundenen Wiesen werden so wieder sichtbar, alte Wege und Grenzen leben ebenso wieder auf, wie Bergwerke und Behausungen. Die Situation der Lebensumstände ist hier wie eingefroren dargestellt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gab es noch zwei weitere Bestandsaufnahmen, wobei sich die Technik der Aufnahme gewaltig verfeinerte. Die herzoglichen Bediensteten gaben ihr Bestes, doch mit den Offizieren des preußischen Generalstabes, die um 1856 schon auf Grundlage eines Dreiecksnetzes die Topographie aufnahmen, konnten sie nicht konkurrieren. In den 1860er Jahren bestimmten die anfangs mehrheitlich bayerischen Geometer im Auftrag des Herzogtums Sachsen-Meiningen die Grenzen im Bayerischen Soldnersystem und setzten mit ihrer Kartierung Maßstäbe. Es war die beste Messtischaufnahme ihrer Zeit! Alle Wiesen sind so ebenfalls vermessen worden und jetzt mit einem PIN gekennzeichnet .


Wiesen der Herzoglichen Forstkarten


Für die Auswertung standen Herzogliche Forstkarten aus der Zeit um 1800, Urmesstischblätter der Landesvermessung von Sachsen-Meiningen aus der Zeit um 1864 und Messtischblätter 1:25000 des Preußischen Generalstabes digital als Bild zur Verfügung. Die Karten liegen im Thüringer Staatsarchiv Meiningen. Nachdem verschiedene alte Karten als Bildoverlay im Programm „Google Earth“ eingefügt wurden, konnten die Namen der Wiesen übergetragen werden.

Jetzt war gut zu erkennen, wo der Standort der Wiese ist und wie es heute dort aussieht. Im Luftbild sieht man die Veränderung zum 19. Jahrhundert. Sehr viele Wiesen sind verschwunden. Sie sind aufgeforstet. Die verschwundenen Wiesen sind mit einem roten Symbol gekennzeichnet, die in Resten erhaltenen Wiesen mit einem blauen Symbol und die noch erhaltenen Wiesen sind mit einem grünen Symbol gekennzeichnet. Auf dem folgenden Screenshot sind die vier Herzogliche Forstkarten des Rauensteiner, Steinheider, Hämmerer und Steinacher Forst (von links), jeweils entstanden um das Jahr 1800, zu sehen.

 

 

Die Forstkarten sind noch in Ruten gemessen. Man sieht darauf Grenzen, Flüsse, Berge, Ortschaften und Wiesen. Die Karten sind mit der Hand gezeichnet. Die folgenden Abbildungen zeigen die Forstkarte des Hämmerer Forstes, dann die gleiche Karte im Programm „Google Earth“ am Computer eingepasst - georeferenziert - und gleichzeitig die Beschriftung der Wiesen. Da die Karte auf dem Luftbild liegt, ist auch der Standort der Wiesen jetzt genau bekannt. Das Programm bildet mit dem Setzen des Pins gleichzeitig Koordinaten. Die Wiesenstandorte der Forstkarten können jetzt mit einem Navigationsgerät im Wald gesucht und untersucht werden. Alle so eingetragenen Wiesen sind leicht in eine Tabelle auszulesen und können mit anderen Programmen dargestellt werden. Die Wiesen sucht man im Wald am besten mit einem Navigationsgerät, z.B. von der Firma Garmin. Unterstützung erhielt ich dabei von unserem Betreuer.

 

Die Wiesen im Forst Rauenstein sind heute fast ganz verschwunden. Lediglich am Ortsrand ist die Bergwiese noch bewirtschaftet. Die Stachelwiese ist jetzt auch teilweise aufgeforstet. Im Rußgrund gibt es noch einen schmalen Grünlandstreifen, der aber nicht mehr bearbeitet wird. Die Verwalters- und Schulzenwiese fehlen schon 1864, genauso wie der Obere Reum (siehe Abb. unten, Karten der Landesvermessung 1864).

 


Wiesen auf den Karten der Landesvermessung


Im Jahre 1864 finden wir 61 Wiesen im Untersuchungsgebiet – davon sind heute 13 Wiesen (Tabelle 2a+b: grün) noch als solche zu bezeichnen. Die Bergwiesen auf den Kartierungen der Landesvermessung von Sachsen-Meiningen aus dem Jahr 1864 unterscheiden sich bereits von denen auf den Forstkarten um 1800. Es sind weniger Wiesen und kleinere Wiesen. Insgesamt ist die Wiesenfläche im 19. Jahrhundert geschrumpft. Aber es sind auch neue Wiesen entstanden. Insgesamt ist dies gut auf den Karten zu erklären. Die dunkleren Bereiche in den hellen Stellen sind Wiesen.

 

Bergwiesen auf den Karten der Sachsen-Meiningischen Landesvermessung, 1864
Bergwiesen auf den Karten der Sachsen-Meiningischen Landesvermessung, 1864
Bergwiesen auf den Karten der Sachsen-Meiningischen Landesvermessung, 1864, hinterlegt mit Luftbild vom Frühjahr 2016
Bergwiesen auf den Karten der Sachsen-Meiningischen Landesvermessung, 1864, hinterlegt mit Luftbild vom Frühjahr 2016

Topographie auf Karten des preußischen Generalstabes  1856


Wiesen auf der Herzoglichen Ausgabe der Topopographischen Aufnahme des Preuß. Generalstabes im Untersuchungsgebiet, 1856
Wiesen auf der Herzoglichen Ausgabe der Topopographischen Aufnahme des Preuß. Generalstabes im Untersuchungsgebiet, 1856

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