Nach dem Produktionsstart in der Porzellanfabrik Rauenstein Ende zum des 18. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung im Bergdorf Rauenstein sprunghaft an. Ernährte man sich dort bisher hauptsächlich mit Holznebengewerben wie: Pechsieden, Rußbrennen, Schnitzen, Holzfällen und der Köhlerei sowie etwas Landwirtschaft (Subsistenzwirtschaft), taten sich nun neue Perspektiven auf. Die Fabrik stieg zwischenzeitlich zur größten Produktionsstätte im Herzogtum Sachsen-Meiningen auf und zog viel talentierte Arbeiter an. Wer die Möglichkeit hatte, ein Stück Wald zu roden, konnte sich in schlechten Zeiten von der eigenen Scholle ernähren. Dafür wurden am Gebirgssüdhang mühsam Ackerterrassen angelegt (550 - 650 m NHN). Die Randbereiche der Äcker wurden beweidet und dienten, wie die Bergwiese (NR. 5), zur Heubereitung. Auf dem Gemälde von 1886 liegt diese Wiese zwischen den Äckern und dem Waldrand, auf der Photographie um 1900 ist die noch deutlich erkennbar. Später verschwindet sie zunehmend und reduziert sich heute auf einen schmalen Wiesenstreifen zwischen Wald und Wochenendhäusern.

Die aufgelassenen Heuwiesen von Rauenstein im oberen Poppengrund (rote Markierung), blau: Reste vorhanden
Die aufgelassenen Heuwiesen von Rauenstein im oberen Poppengrund (rote Markierung), blau: Reste vorhanden
Luftbild Straßenberg Rauenstein, US-Air Force, Juli 1945
Luftbild Straßenberg Rauenstein, US-Air Force, Juli 1945

Die, auf der obigen historischen Forstkarte des 19. Jh., Bergwiese genannte Wiese ist auf dem Luftbild von 1945 eingerahmt von Ackerterrassen (Bildmitte). Nördlich sich anschließende Terrassen auf unrentablen Standorten sind, trotz der "schlechten Zeiten" schon wieder aufgeforstet worden. Links am Waldrand ist das Forsthaus zu sehen. Von dort blickt man auf die Poppengrundwiesen, auf welchen die Ziegenherde (siehe unten) grast. Die Ackerterrassen am Straßenberg sind heute Weidefläche für Schafe.

Ziegenherde im Poppengrund um 1900
Ziegenherde im Poppengrund um 1900

Heute ist der Poppengrund, von der ehemaligen Porzellanfabrik, über die Herrenteiche, das Ehrenmal und den Märchenstein, bis hinauf ins Quellgebiet, bewaldet. Die Wiesen im Forst Rauenstein sind heute fast ganz verschwunden. Lediglich am Ortsrand ist die Bergwiese noch bewirtschaftet. Die Stachelwiese ist jetzt auch teilweise aufgeforstet. Im Rußgrund gibt es noch einen schmalen Grünlandstreifen, der aber nicht mehr bearbeitet wird. Vor genau 50 Jahren haben Schüler dort die Vielfalt der Wiesen dokumentiert. Ein Vergleich mit den heute dort vorkommenden Pflanzen könnte ein Anschlussprojekt sein. Die Verwalters- und Schulzenwiese fehlen schon 1864, genauso wie der Obere Reum.

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Kirchner, Ralf (Betreuer)

Haack, Helene (Schüler)

Kirchner, Hanna (Schüler)

Stammberger, Josephine (Schüler)