Interview von Josephine Stammberger, Hanna Kirchner und Helene Haack mit Antje Pommer, Gewerbepark Buchebene 1, 98724 Neuhaus am Rennweg OT Scheibe-Alsbach. Seit 2008 züchten Falk und Antje Pommer am Rennsteig die „Schottischen Hochlandrinder vom Diebeskamm“.

 

Warum züchten sie Schottische Hochlandrinder?

 

Die Tiere faszinieren mich. Mein Mann war mal in Dänemark und während er ein Steak aß, standen die Hochlandrinder in der untergehenden Sonne. Da hat er sich gedacht, die wären doch prima für unsere Gegend hier. Außerdem passen sie auch noch sehr gut in unsere Landschaft. Sie können hier gut gehalten werden.

 

Warum ist es für diese Rasse hier besonders gut?

 

Wir haben viele kleine Flächen, die überall verstreut sind und das kommt unseren sehr kleinen Herden entgegen. Nur wenige Tiere stehen auf den Weiden. Die machen die Wiesen nicht kaputt, weil sie auch größere Klauen haben und zusätzlich nicht so schwer, wie die herkömmlichen Rassen sind. Unsere Hochlandrinder sind also prima Landschaftspfleger.

 

Züchten sie die Tiere nur zum Schlachten?

 

Nein. Wir haben sogar einen Bundessieger im Stall stehen. Aber wenn man die Tiere schlachtet und hier verkauft, sorgt man auch für den Erhalt der Wiesen. Schließlich brauchen die Rinder ständig Futter. Im Sommer fressen sie das kräuterreiche Gras und im Winter gibt es Heu. Allerdings hat das Bergwiesenheu nicht genug Energie, es fehlt Eiweiß. Deshalb kaufen wir noch welches aus Sonnefeld zu.

 

Ist also alles Bio?

 

Eigentlich fressen sie nur das gute Gras von den Wiesen im Schiefergebirge. Da unser Boden aber wenig Selen enthält, bekommen sie noch ein selenhaltiges Präparat verabreicht. Denen geht es hier richtig gut. Ein Tier braucht einen halben Hektar Fläche, also 5000 m² und den Platz haben sie hier.

 

Brauchen sie viel Pflege?

 

Einmal im Jahr Klauen schneiden und regelmäßiges kämmen ist wichtig. Das macht mir und ihnen Spaß. Unser Zuchtbulle sorgt für die Fortpflanzung. Ganz natürlich. Die Kühe tragen dann neun Monate, ehe sie ein Kalb gebären. Theoretisch leben sie dann ungefähr 20 Jahre. Aber die Bullen werden mit drei Jahren geschlachtet.

 

Kann man sie mal streicheln?

 

Ja. Da braucht ihr keine Angst zu haben. Die sind nicht bösartig, aber man sollte trotzdem immer Respekt haben.

 

 

Interview von Helene Haack mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Sonneberg, 15.12.2017

 

 

Wo gibt es in unserer Umgebung Bergwiesen?

 

Bergwiesen haben etwas mit Bergen zutun. Dies kann man schon von den Namen ableiten. Sie wachsen ab einer Höhe von 400 Meter. Man spricht erst von einer Bergwiese, wenn sie 25% der Pflanzenarten hat, die auf dieser Liste stehen.

 

 

Alchemilla div. spec.

Frauenmantel-Arten

Crepis mollis

Weicher Pippau

Phyteuma spicatum

Ährige Teufelskralle

Anthoxanthum odoratum

Gewöhnliches Ruchgras

Geranium sylvaticum

Wald-Storchschnabel

Pimpinella major

Große Pimpinelle

Arnica montana

Echte Arnika

Helictotrichon pubescens

Flaumiger Wiesenhafer

Poa chaixii

Wald-Rispengras

Bistorta officinalis

Schlangen-Wiesenknöterich

Hypericum maculatum

Kanten-Johanniskraut

Primula elatior

Hohe Schlüsselblume

Briza media

Mittleres Zittergras

Knautia arvensis

Acker-Witwenblume

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

Campanula patula

Wiesen-Glockenblumen

Lathyrus linifolius

Berg-Platterbse

Ranunculus nemorosus

Hain-Hahnenfuß

 

Leucanthemum vulgare

Margerite

Silene dioica

Rote Lichtnelke

Centaurea pseudophrygia

Perücken-Flockenblume

Luzula div. spec.

Hainsimsen-Arten

Trisetum flavescens

Wiesen-Goldhafer

Chaerophyllum hirsutum

Rauhaariger Kälberkropf

Meum athamanticum

Bärwurz

 Trollius europaeus

Trollblume

Cirsium helenioides

Verschiedenblättrige Kratzdistel

Phyteuma orbiculare

Kopfige Teufelskralle

Campanula rotundifolia

Rundblättrig Glockenblume

 

 

 

Tabelle 4: Charakteristische Pflanzenarten der Bergmähwiesen (fett = kennzeichnende Art des Lebensraumtyp 6820 (LRT) Bergmähwiese), grau = Steckbriefe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer bearbeitete die Wiesen?

 

In unserer Umgebung gibt es den Heinrich Meusel, auch genannt „Heu Heinrich“. Er mäht in unserer Umgebung einmal im Jahr einige Wiesen. Das Gemähte verwertet er als Frischfutter, Silage und als Heu. Die ABS Neuhaus pflegt heute noch einige Flächen. Sie ist eine gemeinnützige Gesellschaft zur Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung. Natürlich bleiben auch immer Flächen übrig, die keine Landwirtschaft pflegen möchte. Er entdeckte den Markt für Bergwiesen Heu. Allerdings bringen Bergwiesen nicht viel Ertrag.  Im Internet hat er einen Online-Shop. Dort bietet er Futtermittel für Tiere, Kosmetikprodukte wie Seifen, Salben und Öle an. Weiterhin bietet er dort Kochbücher und Tees an.

 

 

 

Wie und warum werden die Wiesen heute bewirtschaftet?

 

Wenn man das Gemähte auf den Wiesen liegen lassen würde, wäre das nicht gut, denn es würde sich wie ein Filz bilden, der keine Sonnenstrahlen durchlässt. Die Natur holt sich den Wald zurück. Denn wenn Bergwiesen nicht mehr bewirtschaftet werden, das heißt wenn sie nicht mehr gemäht werden. So bildet sich auf dieser Fläche wieder Wald. Meist erobern diese Flächen die Fichten wieder. Dies sieht man in unserer Umgebung im Pechgrund der zwischen Friedrichshöhe und dem Saargrund lieg. Dort wurde früher jedes noch so kleine Stück Wiese bearbeitet, was jetzt nicht mehr so ist. Es wuchs dort Feldenzian, Mondrautenfarn und schöne Orchideen. Wie oben schon genannt breiteten sich dort die Fichten aus. Somit haben Schmetterlinge und Vögel den Rückzug angetreten. So ist die Bergwiese jetzt fast verschwunden. Dies soll sich jetzt aber wieder ändern, denn das Eisfelder Landschaftspflegeunternehmen „Oliver Schmidt“ startet eine Entbuschungsaktion. Dort werden circa 70 bis 80 Bäume mit einem Stammdurchmesser von 40 Zentimetern entfernt. Das Arial das dort wieder Freiraum und Licht bekommt ist circa vier Hektar groß. Die nächsten Jahre soll dem Gelände erst einmal etwas Ruhe gegönnt sein. Durch die Freistellung der Fläche erhoffen sie sich eine Regeneration des Standortes und die Rückkehr von besonderen Arten die dort nicht mehr zu finden waren.

 

 

 

Lohnt sich die Bewirtschaftung denn?

 

Es gibt verschiedene Förderungen für die Wiesen und Biotope. Für die Biotope gibt es mehr Geld als für die normalen Wiesen. Da viele Biotope auf der Roten Liste Thüringen stehen. Es gibt zum Beispiel das Kultur Landschaftsprogramm, kurz KULAP. Man beantragt es im Landratsamt in Hildburghausen. Es gibt es zwei verschiedene Programme. Bei dem anspruchsvolleren Programm ist der Mahdtermin vorgegeben. Der 20. Juni ist der frühste Termin für die Mahd. Die Gelder kommen von der Europäischen Union. Jedes Bundesland hat sein eigenes KULAP. Gäbe es kein KULAP, würde es höchstwahrscheinlich keine Bewirtschaftung mehr geben.

 

 

 

Gab es früher mehr Bergwiesen als heute und wieso?

 

Der Landkreis Sonneberg hat mit die meisten Bergwiesen, obwohl er so klein ist.

 

Wir hätten heute noch viel mehr geschützte Biotope, wenn man die Wiesen noch so nutzen würde wie man es früher vor 60 Jahren getan hat.

 

 

 

Warum und wann wurden sie aufgegeben?

 

Zur DDR Zeit schon wurden im Landkreis Sonneberg viele Flächen vernachlässigt.

 

ABM Kräfte setzten sich danach für die Bergwiesen ein. Dennoch haben die Wiesen im Laufe der Jahre nachgelassen. Denn die ABM wurde wenig gefördert. Die ABM war die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose. Sie wurde nach der Wende gegründet. Allerdings gibt es sie heute aber nicht mehr.

 

 

Durch wen oder was werden sie geschützt?

 

Die Bergwiesen sind auf der zweiten Stufe in der Roten Liste, also „stark gefährdet“.

 

 

 

Wieviel Arten findet man auf einer solchen Bergwiese?

Es gibt auf einer Bergwiese zwischen 30 und 50 verschiedene Pflanzenarten. Allerdings sind die Bergwiesen auf der Roten Liste Thüringen.  Die Rote Liste Thüringen ist ein Fachgutachten zur Gefährdung von Arten, Pflanzengesellschaften und Biotopen. Alle zehn Jahre werden die Roten Listen für den Freistaat Thüringen aktualisiert. Insgesamt sind 16814 Arten, 689 Pflanzengesellschaften und 76 Biotoptypen in 54 Roten Listen aufgelistet. Es gibt 93 Autoren.  Sie sind diejenigen, die sich am besten mit der Pflanzen- und Tierwelt in Thüringen auskennen. Die meisten sind in ehrenamtlichen Fachvereinigungen.

 

Die Bergwiesen sind auf der zweiten Stufe in der Roten Liste. Dies bedeutet, dass sie stark gefährdet sind.

 

 

 

Die verschiedenen Stufen sind:

 

0 ausgestorben oder verschollen

 

1 vom Aussterben bedroht

 

2 stark gefährdet

 

3 gefährdet

 

G Gefährdung unbekannten Ausmaßes

 

R extrem selten

 

V Vorwarnliste (noch ungefährdet, verschiedene Faktoren könnten eine Gefährdung in den nächsten zehn Jahren herbeiführen)

 

D Daten unzureichend

 

*  ungefährdet

 

 nicht bewertet

 

 

 

Rückfrage von H. Kirchner bei der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), Außenstelle Suhl, Herrn Dr. Baierle, 23.02.2018:

 

Die Tabelle 4 ist eine sehr wichtige Grundlage zur Bestimmung von Bergwiesen. Sie ist Bestandteil des Kartier- und Bewertungsschlüssels, mit dem Experten der TLUG versuchen, hier Vorkommendes zu sichern. Erst, wenn mindestens 2 kennzeichnende Arten aus dieser Tabelle auf einer Bergwiese vorkommen, spricht man von einer Bergmähwiese, im Sinne des europaweit gültigen Kataloges zur Bestimmung der Lebensraumtypen. Alternativ können auch mindestens 8 dort aufgelistete charakteristische Arten genügen.

 

Die Arten aus Tabelle 4 sind sehr eng an Bergmähwiesen gebunden. Sie kommen auch auf anderen Wiesen vor, machen aber auf den Bergmähwiesen einen Großteil der Vegetation aus. Ohne Bergmähwiesen gäbe es diese Arten hier fast nicht mehr.

 

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Kirchner, Ralf (Betreuer)

Haack, Helene (Schüler)

Kirchner, Hanna (Schüler)

Stammberger, Josephine (Schüler)